Bergün nell’aprile 2021: 20 studentesse e studenti della Fondazione Svizzers degli Studi si sono ritrovati al Kurhaus per partecipare durante quattro giorni alla più grande conferenza di simulazione delle Nazioni Unite “National Model United Nations” (NMUN) – virtualmente. Sarebbe potuta andare diversamente, affermano Letizia Schlegel e Pascale Speck, che hanno guidato la squadra come Head Delegates: speravano di poter partecipare a New York fino a poco prima della conferenza.

Heute Freundinnen: Pascale Speck und Letizia Schlegel bei ihrem Aufenthalt in New York an der NMUN-Konferenz 2017. Foto: Letizia Schlegel
Bei einem Treffen wenige Wochen nach der UNO-Simulationskonferenz, im Aussenbereich eines Restaurants im Zürcher Seefeld, blicken Letizia Schlegel und Pascale Speck zurück auf die Aufgaben, Herausforderungen und speziellen Momente aus ihrer Zeit als Head Delegates. Zu deren Rolle gehört es, das Team anzuführen sowie die Gruppe optimal auf die Verhandlungen und Debatten vorzubereiten. Die beiden jungen Frauen erinnern sich gern an die gemeinsam gemeisterte Aufgabe – «eine durchwegs positive Erfahrung», wie sie übereinstimmend sagen. Rasch ist klar: Die beiden jungen Frauen, beide mit langen braunen Haaren und wachem Blick, sind ein tolles Team.
Den Entschluss, sich als Head Delegates zu bewerben, fällten sie spontan bei einem gemeinsamen Abendessen. Bereits im März 2017 nahmen die damalige Jus-Studentin Letizia Schlegel und Pascale Speck, die damals Elektrotechnik an der ETHZ studierte, gemeinsam mit einer Gruppe Geförderter am NMUN teil. Seither verbindet sie eine enge Freundschaft. «Wir merkten rasch, dass wir dieselben Interessen haben, was das Freizeitprogramm anbelangte: Essen!», so Pascale – «Brunch!», meint Letizia, beide lachen herzlich. «Es gab so viele tolle Dinge zu erleben, wir wollten alles ausprobieren.»
Studierende aus der ganzen Welt vereint
Die Konferenz hinterliess einen bleibenden Eindruck: Jedes Jahr kommen mehr als 4’500 Studierende aus Universitäten weltweit zusammen. Der Ablauf einer UN-Generalversammlung und Zusammenkünfte weiterer UNO-Organisationen und -Komitees wird möglichst realitätsgetreu simuliert, von der Eröffnungszeremonie bis hin zur Verabschiedung einer Vielzahl von Resolutionen. Die verschiedenen Delegationen engagieren sich jeweils für ein Land oder eine Nichtregierungsorganisation. 2017 vertraten Letizia Schlegel und Pascal Speck mit ihrem Team Venezuela. In den Monaten vor der Konferenz beschäftigten sie sich mit unterschiedlichen Aspekten des Landes. «Man nimmt am NMUN die Rolle einer Person aus dem diplomatischen Dienst ein, ist informiert, trägt Businesskleidung und erhält sogar einen Badge.» Die Erkenntnis der Konferenz: Es kommt immer auch auf den Menschen an, der hinter einer politischen Position steht. Mit manchen versteht man sich besser, mit manchen weniger. Es sei inspirierend gewesen, mit derart vielen Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenzukommen. «Der romantische Gedanke der vereinten Nationen, dieser Spirit wird spürbar.», erklärt Letizia Schlegel.
Persönlich stimmte das Timing, global gesehen weniger
«Ich konnte mir schon länger vorstellen, als Head Delegate eine Gruppe am NMUN zu leiten», blickt Pascale Speck zurück, «dieses Jahr passte es besonders gut». Kürzlich hat die studierte Elektrotechnikerin den gestalterischen Vorkurs an der ZHdK abgeschlossen, die nächsten beruflichen Schritte sind offen. Letizia Schlegel ist derzeit am Gericht in Uznach tätig, auch für sie war der Zeitpunkt gerade günstig. Kommenden Herbst wartet die Anwaltsprüfung, danach möchte sie in einer auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Anwaltskanzlei arbeiten.
«Mich interessiert das interdisziplinäre Denken an der Schnittstelle zwischen Kunst und Technik», erklärt Pascale Speck. In diese Richtung möchte sie sich weiterbilden und innovative Projekte umsetzen, in denen Qualitäten aus verschiedenen Disziplinen zur Problemlösung vereint werden. Das reizte sie auch an der Aufgabe als Coach der NMUN-Delegation: «Ich arbeite gerne mit einem Team zusammen und schaue, wer welches Wissen, welche Qualitäten mitbringt. Auch organisatorische Fragen gehe ich gerne an – immer mit dem Ziel, dass die Gruppe optimal zusammenwächst und funktioniert.» So erstaunt es nicht, dass sich die beiden dafür entschieden, sich während der Konferenz vollumfänglich dem Coaching der Gruppe zu widmen, anstatt selbst auch an den Verhandlungen teilzunehmen.

Die diesjährige NMUN-Delegation der Schweizerischen Studienstiftung in Bergün, ausgezeichnet mit dem «Distinguished Delegation»-Award. Letizia Schlegel: Mitte rechts; Pascale Speck: Mitte links; Foto: Jonas Kluckert
Erfolgreich coachen trotz vieler Unsicherheiten
Head Delegate zu sein ist eine anspruchsvolle Aufgabe in «normalen» Zeiten, während einer Pandemie sowieso. Die Herausforderungen, die Pascale Speck und Letizia Schlegel zu meistern hatten, waren vielfältig. Während der Anlass 2020 zwei Wochen vor der Durchführung ersatzlos gestrichen wurde, durften die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Jahr hoffen, nach New York zu fliegen. Doch sicher war das nie – es bestand gar die Möglichkeit, dass die Delegation gar nicht zusammenkommen konnte und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einer virtuellen Konferenz alleine aus ihrem Homeoffice hätten antreten müssen. Diese Planungsunsicherheit bedeutete für die beiden Leiterinnen erheblichen Mehraufwand. Auch galt es, mit Verunsicherungen unter den Teilnehmenden umzugehen und verschiedene Vorgaben und Schutzkonzepte zu berücksichtigen. Abstand, Hygiene, fixe Gruppen bei den Mahlzeiten – die Regeln sind bekannt, die Haltung dazu kann in einer Gruppe schon mal unterschiedlich ausfallen. Psychologisches Geschick war gefragt bei den Leiterinnen, Feingefühl, aber auch Durchsetzungsvermögen. «Uns war wichtig, als eingespieltes Team an der Konferenz aufzutreten – dafür mussten wir Qualitäten und Charaktereigenschaften der verschiedenen Leute kennenlernen. Das geht am besten, indem man sich physisch trifft, auch mal spontan aufeinander zugehen und informell reden kann.», erklärt Letizia Schlegel. Über ein halbes Jahr hinweg bereitete sich die Gruppe auf die Teilnahme vor. Viermal kam sie zusammen zu wertvollen Treffen mit Lern- und Übungsmodulen, die von den Head Delegates äusserst kreativ konzipiert wurden. «Zur Teamfindung haben wir verschiedenste Übungen gemacht. Um Spontanität, Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeiten zu trainieren, haben wir beispielsweise Techniken aus dem Improvisationstheater benutzt.» Sie hatten Glück: Bis auf ein Vorbereitungswochenende konnten alle Treffen vor Ort stattfinden.
Lernprozess: Teamgeist entwickeln
Bergün statt New York, Schneereste und erstes Vogelgezwitscher statt Wolkenkratzer und Strassenlärm. Aber auch im Kurhaus Bergün, wo die Delegation zu Gast war, lebte es sich gut. 2021 vertrat die Gruppe der Schweizerischen Studienstiftung Madagaskar. Im Vorfeld erarbeitete sie sich ein profundes Wissen zu den Positionen des Landes – etwa zu Fragen der Ernährungssicherheit und Arbeitsbedingungen von Kleinbauern. In monatelanger Vorarbeit bereiteten die beiden Head Delegates den Nährboden, auf dem sich ein ausgeprägter Teamgeist bis zur Konferenzwoche in Bergün entwickeln konnte. Spürbar wurde dieser in mannigfaltiger Weise – etwa in Form einer filmischen Dokumentation, die ein Teammitglied während der Woche realisierte; in Form eines Klavierkonzerts, das ein Pianist zum Besten gab oder im Rahmen einer Einführung zu Diskursen des Globalen Südens, die eine Englisch-Doktorandin anbot. Diese Eigeninitiative zeichnete die diesjährige Delegation aus.
«Den Teamgeist zu entwickeln war nicht einfach, aber es gelang uns offensichtlich», freut sich Pascale Speck. In virtuellen Verhandlungen auf andere Länder zuzugehen oder sich mit mehreren Leuten gleichzeitig im virtuellen Raum auszutauschen, war nicht einfach. «Gab es diesbezüglich Schwierigkeiten, haben sich die Delegates gegenseitig aufgefangen. In der Freizeit unternahm man gemeinsam Dinge und die Tischgespräche blieben trotz fixer Gruppen angeregt. Unsere Bemühungen beim Zusammenstellen der Gruppe haben sich bewährt. Wir haben alle zusammen eine gute Zeit erlebt.»
Das grösste Kompliment für die beiden Leiterinnen und ihr Team: «Wir wurden mit dem ‹Distinguished Delegation›-Award ausgezeichnet, der bestätigt, dass sich das Team als Ganzes und jede und jeder einzelne intensiv und professionell engagiert hat. Das hat uns sehr gefreut, genauso wie die positiven Rückmeldungen und die Dankesworte aus dem Team!» erzählen Pascale Speck und Letizia Schlegel. Die Aufgabe der Head Delegates, eine NMUN-Delegation zu führen, haben die beiden unter erschwerten Bedingungen mit viel Kreativität, Engagement und Durchhaltevermögen herausragend gemeistert. Hunderte ehrenamtliche Stunden forderte der Einsatz, entsprechend erschöpft waren die beiden am Ende. Dennoch möchten sie die Erfahrung nicht missen: «Ich bin daran gewachsen», freut sich Letizia, und Pascale ergänzt: «Es war etwas vom Besten, was in meinem Leben während Corona passiert ist: Wir haben gemeinsam etwas erlebt.» Die spezielle Bergüner Woche wirkt noch nach, man trifft sich gelegentlich und es wartet auch noch der letzte Höhepunkt: Eine Abschlussfeier, sobald sie coronakonform und unbeschwert möglich ist.